Am 1. Dezember 2021 startete das «Botschafterprojekt» mit dem Ziel, die Bevölkerung hinsichtlich mangelnder Grundkompetenzen zu sensibilisieren. Im Auftrag des Dachverbandes Lesen und Schreiben (DVLS) betreut die EB Zürich das Projekt im Raum Zürich. Mirjam Wenger übernimmt die Leitung und gibt im Interview einen ersten Einblick in ihre Motivation und die ersten Schritte bei ihrer neuen Aufgabe.
Was hat dich motiviert, dich für diese Projektleitung zu bewerben?
«Mich hat der Ansatz des Projektes begeistert, dass Direktbetroffene ihre Stimme einsetzen sollen, um die breite Öffentlichkeit zum Thema Grundkompetenzen zu sensibilisieren und darüber unmittelbar zu informieren. Also jene Menschen auftreten zu lassen, die wirklich aus Erfahrung sprechen können und ihre konkreten Tipps weitergeben können, wie sie mit mangelnden Grundkompetenzen im Alltag und Beruf umgegangen sind und diese in Lernstuben oder konkreten Kursen nachholen. Menschen also, die sich nicht genieren und diesem wichtigen Thema ein Gesicht geben können und wollen.»
Hast du eine besondere Stärke, durch die du die Botschafter/innen unterstützen kannst?
«Meine Offenheit und Fähigkeit zuzuhören kommen mir sicher zugute. Und ich kann andere mit meiner Motivation und meinem Optimismus anzustecken.»
Wie stellst du dir die ideale Gruppe vor?
«Ich möchte mich bewusst trennen von Idealvorstellungen und offen sein für das, was entsteht. Das bedeutet, eine Gruppe wird von ihren Mitgliedern geformt. Wer diese Mitglieder sein werden, weiss ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht und darum auch nicht, wie die Gruppe aussehen wird. Wichtig ist mir, dass unter ihnen wie auch zwischen ihnen und mir eine offene, freundliche Beziehung entsteht, die auf Vertrauen und gemeinsamen Zielen basiert.»
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«Mich hat der Ansatz des Projektes begeistert, dass Direktbetroffene ihre Stimme einsetzen sollen, um die breite Öffentlichkeit zum Thema Grundkompetenzen zu sensibilisieren.»
Denkst du, die Gruppe muss eng begleitet werden, oder sollte sie eigenständig funktionieren?
«Als Leiterin der Gruppe bin ich nicht in einer Expertinnen-Rolle, da ich nicht Direktbetroffene bin. Die Botschafter/innen haben die Expertise und bestimmen, was sie wollen und brauchen. Ich werde ihnen im Rahmen des Projektes zu diesen Möglichkeiten verhelfen. Wenn das bedeutet, dass sich die Gruppe viel Führung oder Begleitung meinerseits wünscht, dann werde ich das natürlich geben. Grundsätzlich verstehe ich mich als ihre erste Ansprechperson, als Koordinatorin und eben als 'Ermöglicherin'.»
Welche Ziele hast du dir für die ersten 100 Tage gesetzt?
«Auf jeden Fall will ich die ersten Botschafter/innen für die Gruppe gefunden haben, mit ihnen im Beziehungsaufbau sein und bereits ein erstes gemeinsames Treffen durchgeführt haben. Ausserdem will ich einen 'Fahrplan' fürs erste Jahr der Gruppe aufgezeichnet haben. Das heisst, einen gemeinsamen Weg festlegen, welche Etappen wir angehen wollen und wie, wann, womit. Darin wird sicher ein Zeitplan für die ersten Trainings (z.B. Medientrainings) enthalten sein sowie die Grobplanung einer ersten Öffentlichkeitsaktion (z.B. zum Tag des Buches am 23. April).»
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Mirjam Wenger studierte in Basel und Strasbourg Geschichte und lebte nach ihrem Abschluss ein halbes Jahr in Georgien. Sie arbeitete dort in einer Art Volkshochschule, für die sie seither jedes Jahr eine Sommerschule für Kinder und Jugendliche organisiert und leitet. In Georgien hat sie auch ihren Mann kennengelernt, gemeinsam leben sie in Zürich. Mirjam Wenger arbeitet in der Lernstube Altstetten der Caritas Zürich als Animatorin und betreut dabei u.a. Freiwillige bei ihrer Arbeit mit Stellensuchenden.