Mit der einjährigen Integrationsvorlehre (INVOL) bereiten sich junge Flüchtlinge, vorläufig Aufgenommene, spätzugewanderte Personen und neu auch Personen mit Schutzstatus S auf ihren Einstieg in eine Schweizer Berufsausbildung vor. Aktuell laufen die politischen Prozesse, die das Pilotprogramm in der Regelstruktur verankern.
Die INVOL ist ein vom Bund lanciertes Pilotprojekt, das die Kantone umsetzen. In der einjährigen, praxisorientierten INVOL-Ausbildung werden die Teilnehmenden auf die berufliche Grundbildung und damit auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Als Erklärtes Ziel: das Potenzial dieser Arbeitskräfte besser auszuschöpfen und deren Sozialhilfeabhängigkeit oder Sozialhilferisiko zu reduzieren.
Die Besonderheit der INVOL ist ihr dualer Ansatz: Die Lernenden arbeiten 3,5 Tage im Vorlehrbetrieb und besuchen an durchschnittlich 1,5 Wochentagen den berufsspezifischen Unterricht an der Berufsfachschule. So werden die Lernenden bestmöglich auf den anschliessenden Übertritt in die berufliche Grundbildung vorbereitet. Für Ausbildungsbetriebe bietet die Integrationsvorlehre eine spannende Möglichkeit, motivierte Menschen für die Berufsbildung zu gewinnen. Zudem haben sie die Chance, die Lernenden während des INVOL-Jahres kennen zu lernen, und wissen, auf was sie sich bei der anschliessenden beruflichen Grundbildung einlassen.
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«Die Integrationsvorlehre mit anschliessender zweijähriger Lehre (EBA) ist für Geflüchtete und die Betriebe eine Win-win-Situation.»
Vor vier Jahren fand die erste Durchführung der INVOL statt und bis heute sind im Kanton Zürich über 500 Lernende in eine INVOL gestartet. Im Kanton wird die INVOL in zehn verschiedenen Berufsfeldern angeboten. Diese reichen von A wie Automobilbranche bis zu L wie Logistik. Dabei zeigt sich über die Jahre hinweg immer wieder ein ähnliches Bild: Von den Teilnehmenden, die die INVOL abschliessen, erhalten durchschnittlich 80 % eine Anschlusslösung im Vorlehrbetrieb. Davon starten jeweils 80 % in die Grundbildung EBA und ca. 20 % auf Stufe EFZ.
Erfolgreich in die Verlängerung
Ursprünglich war die Laufzeit des Pilotprojekts von 2018 bis 2022 festgelegt. Aufgrund des Erfolgs und der Akzeptanz bei den Ausbildungsbetrieben entschied der Bundesrat, die Laufzeit bis 2024 zu verlängern und auch auf Jugendliche und junge Erwachsene ausserhalb des Asylbereichs auszuweiten. Seit 2021 dürfen auch spätzugewanderte Personen aus EU/EFTA und Drittstaaten an der INVOL teilnehmen. Das Angebot ist seit Frühjahr 2022 auch für Personen mit Schutzstatus S zugänglich. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) legt derzeit die Grundlagen fest, damit die INVOL auf nationaler Ebene verstetigt werden und nach 2024 weiterlaufen kann. Und auch auf kantonaler Ebene laufen entsprechende Vorbereitungen, um die Integrationsvorlehre in der Regelstruktur als festes Angebot zu verankern.
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«Ohne die INVOL wäre ich in der Berufsschule überfordert gewesen und hätte wohl keine Lehrstelle gefunden.»
Erfahrungsaustausch beim Vernetzungsevent
Mitte Juli trafen sich an einem Vernetzungsanlass zur INVOL an der EB Zürich Ausbildungsverantwortliche verschiedener Branchen, Vertreter/innen der Organisationen der Arbeitswelt (OdA), Berater/innen der regionalen Berufsinformationszentren (biz) sowie Lehrpersonen. Zwei ehemalige Lernende und ihre Berufsbildenden berichteten über ihre persönlichen Erfahrungen mit der INVOL und gaben spannende Einblicke in ihre gemeinsamen Erlebnisse. Erstere betonten, dass sie die Grundlagen in der Berufsfachschule als hilfreiche Vorbereitung für den Einstieg in die Grundbildung empfunden haben; Letztere hoben die Bereitschaft der Betriebe hervor, Menschen aus anderen Kulturen generell wohlwollend zu begegnen. Um Barrieren abzubauen, sei neben klarer Kommunikation auch der Beziehungsaufbau sehr wichtig. Weiter sei bedeutend, die Lernenden zu ermutigen, dass sie bei Unklarheiten nachfragen.
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«Bei Flüchtlingen ohne Zeugnisse fehlt mir jede Referenz zum Ausbildungsstand. Die INVOL ist ein gutes Instrument, um die Kandidaten und ihr Potenzial kennenzulernen.»
Mitte August 2022 startete die fünfte Durchführung der Integrationsvorlehre und ca. 50 Lernende begannen, sich auf ihren Einstieg in den Schweizer Arbeitsmarkt vorzubereiten. Ob es wohl allen gelingt? Wir hoffen es und drücken ihnen die Daumen.
© Foto von Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) des Kantons Zürich zur Verfügung gestellt