Podcasts auf Apple oder Spotify kommen zwar nicht auf Reichweiten wie Videos auf TikTok, sie stellen aber ein ideales Medium dar. Mit relevanten Inhalten können Fachpersonen in ihren Zielgruppen ihre Kompetenz verbreiten. Doch wie sieht die noch junge Praxis eins Podcasters aus? Und welche Pläne verfolgt die EB Zürich mit diesem Medium?
Podcasts sind derzeit ‚in aller Ohr‘ – und das, obwohl schon vor gut 20 Jahren die ersten von einem Franzosen und zwei Amerikanern publiziert wurden. Der Name hat wahrscheinlich mit dem 2001 erschienen iPod von Apple zu tun, die 2005 Podcasts in seine Musikverwaltung aufnahm. Richtig in Fahrt kamen sie erst mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones. Heute gibt es eigentlich kein Thema, zu dem sich z.B. auf Spotify nicht auch ein Podcast finden liesse.
Seit Anfang der Nuller Jahre ist Yvo Wüest als Dozent, Kurs- oder Schulleiter in der Erwachsenenbildung – u.a. unterrichtet er auch an der EB Zürich; siehe unten «weiterführende Links» – tätig und hat sich auf «Didaktische Reduktion» spezialisiert. Seit einem Jahr betreibt er den Podcast «Education Minds – Didaktische Reduktion und Erwachsenenbildung», der sich an Lehrpersonen, Ausbildende und Trainer/innen wendet und ihnen einen Erfahrungsaustausch bietet.
Nachfolgend simulieren wir einen ,Podcast‘ mit Yvo und reden über seine Erfahrungen, seine Motivation und die Herausforderungen, die sich ihm bei der Arbeit mit seinem Podcast stellen. Statt zuhören müssen wir lesen – der Inhalt ist jedoch der gleiche.
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«Podcasts arbeiten nur mit Ton und fokussieren auf Inhalt und Austausch. Das gefällt mir deutlich besser als Youtube-Videos und passt zu meinem Thema.»
Yvo, seit genau einem Jahr betreibst du den Podcast «Education Minds». Wie bist du auf die Idee für einen eigenen Podcast gekommen?
Als im Februar 2022 mein drittes Fachbuch «Mini-Handbuch Didaktische Reduktion» beim Beltz-Verlag veröffentlicht wurde, suchte ich nach einem Resonanzgefäss zu meinem Lieblingsthema. Videos für YouTube zu produzieren, schien mir zu aufwändig und mit bewegtem Bild zu wenig reduziert. Podcasts hingegen arbeiten nur mit Ton und fokussieren auf Inhalt und Austausch. Das gefiel mir deutlich besser und passt zu meinem Thema.
Was motiviert dich dazu, wöchentlich einen Podcast zu produzieren?
Inzwischen ist die Recherche nach ‚Bildungsköpfen‘, das Vorgespräch mit den angefragten Bildungsfachleuten, wo wir ein Schwerpunktthema definieren und die Entwicklung von einem Fragenkatalog, richtig zu einer Leidenschaft geworden. Ich lerne selber viel dabei, denn im Vorfeld und oft auch nach einem Gespräch recherchiere ich weiter zum Thema. Um meine Erkenntnisse besser sammeln zu können, produziere ich daraus inzwischen regelmässig auch einen Blogbeitrag.
Wie findest du Themen für deine Beiträge und wieviel Zeit investierst du pro Beitrag?
Auf LinkedIn moderiere ich mehrere Fachgruppen zu Erwachsenenbildung und weiteren Themen. Inzwischen habe ich ein Netzwerk von rund 5000 Bildungsfachleuten. Dort frage ich regelmässig nach, wen ich als nächstes zu einem Gespräch einladen soll. Aus diesem Netzwerk kommen auch Vorschläge für Themen und inzwischen sogar für ganz konkrete Fragen, die wir natürlich im Gespräch aufgreifen.
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«Inzwischen ist die Recherche nach ‚Bildungsköpfen‘ (...) richtig zu einer Leidenschaft geworden.»
Welches Feedback erhältst du aus deiner Community?
Jede Podcast-Folge ist einzigartig und stellt die Erfahrung und Expertise einer anderen Person vor. Entsprechend unterschiedlich sind die Rückmeldungen. Auf Apple und Spotify gibt es Likes und Kommentare, auf LinkedIn Ansporn und Hinweise, welche Fragen auch noch interessant gewesen wären. Und im Hintergrund erhalte ich oft Feedback, dass die kompakte Form von 12 bis 18 Minuten gut ankommt und neugierig macht auf mehr.
Welche technischen Herausforderungen stellen sich bei Podcasts? Es handelt sich ja ‚nur‘ um Tonaufnahmen – oder?
Für den Erstkontakt treffen wir uns auf Zoom. Aber dort ist die Aufnahmequalität nicht ausreichend. Darum arbeiten wir beim Aufnahmetermin mit der Software von Riverside.fm. Ich habe dort eine Art Online-Studio und das Gespräch wird in zwei separaten Tonspuren aufgezeichnet. Dies erlaubt es meinen Technikern, die in Barcelona sitzen, die Tonspuren professionell zu verarbeiten und das Gespräch zu schneiden. Ein gutes Mikrophon hilft auf jeden Fall, damit der Klang gut rüberkommt.
Der Bereich EB Digital der EB Zürich plant selbst Podcasts. Worauf muss er dabei achten? Welche Dos und welche Un-Dos müssen dabei beachtet werden?
Podcasting ist ein kreatives Metier. Es braucht eine engagierte Kerngruppe, die sich mit der Planung beschäftigt und die Personen, Themen und Inhalte bestimmt. Eine minimale technische Infrastruktur, ein Provider wie z. B. Podigee ... und dann vor allem den Mut, einfach loszulegen. Es ist ähnlich wie beim Design-Thinking: Wir gehen mit einem Protoypen an den Start und verbessern diesen laufend im Prozess.
Yvo, vielen Dank für das ‚Gespräch‘ und weiterhin viel gute Ideen und weiterhin viel Erfolg mit deinem Podcast «Education Minds».
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«Es geht nicht um Werbebeiträge, sondern um inhaltsvolle, relevante Beiträge, die für unsere unsere Zuhörer/innen einen Mehrwert darstellen.»
Roy Franke leitet an der EB Zürich die Bereiche EB Connect und EB Digital. Auch mit ihm sprechen wir über den möglichen Einsatz von Podcasts im Bereich digitales Lernen und Berufsbildung.
Welche Möglichkeiten eines Podcast siehts du für den Bereich EB Connect? Welche Ziele verfolgt der Bereich damit?
Der Podcast gibt uns die Möglichkeit, Wissen und Informationen aus unseren Themenbereichen – Berufs- und Erwachsenenbildung, Coaching u.a.m. – zu vermitteln. Es geht nicht um Werbebeiträge, sondern um inhaltsvolle, relevante Beiträge, die für unsere Zielgruppe und unsere Zuhörer/innen einen Mehrwert darstellen (wie z.B. ein Interview mit einem Fachexperten). Dabei ergänzen Podcasts andere von uns bereits genutzte Kanäle wie Blog, Newsletter oder Social Media. Je nach Umgebung/Ort, wo sich Zuhörer/innen gerade befinden, hat ein Podcast grosse Vorteile: Sie können sie beim Spazierengehen, im Fitness Studio und während einer Auto- oder Zugfahrt anhören, sich über aktuelle Themen informieren und sich so ganz nebenbei weiterbilden.
Welche Themen bieten sich dafür an? Im Bereich Berufsbildung gibt es schon Podcasts. Wie unterscheiden wir uns von diesen, wie positionieren wir uns in diesem Umfeld?
Das Medium Podcast kann vor allem Nähe und Vertrauen schaffen. Und genau dies steht bei uns auch im Fokus: Wir wollen nicht nur Wissen trocken und sachlich vermitteln, sondern gezielt auf die Fragestellungen unserer Zuhörer/innen eingehen. «Aus der Praxis für die Praxis», das wird unser Fokus sein.
Gibt es schon einen genauen Terminplan, bis wann der erste Podcast der EB Zürich zu Themen der Berufsbildung bzw. Digital Lernen erscheinen wird?
Zur Zeit evaluieren wir intern und auch in Gesprächen mit unseren Zielgruppen die Möglichkeiten des Podcasts und die dafür benötigten Ressourcen. Die umfangreiche Erfahrung von Yvo mit diesem Medium hilft uns dabei sehr. Ich selbst bin gespannt, was bei dieser Evaluation herauskommen wird.