Rund 100 Teilnehmende versammelten sich am 19. September 2023 in der Parkarena Winterthur zum Fachkongress «Fokus Berufsbildung». Auf dem Programm standen spannende Referate, Workshops und der Erfahrungsaustausch.
Der dritte Fachkongress «Fokus Berufsbildung» widmete sich der positiv gelebten Fehlerkultur – einem Thema, das zu den Dauerbrennern in der Berufsbildung gehört. Klar ist: Fehler sind unvermeidlich und menschlich. Doch wie gelingt es, aus Fehlern zu lernen und eine positive Fehlerkultur im Betrieb zu etablieren? Und wird die Zukunft dank Künstlicher Intelligenz (KI) vielleicht sogar fehlerfrei? Dazu lieferten die Expertinnen und Experten und nicht zuletzt die Teilnehmenden wertvolle Inputs, Meinungen und Tipps aus der Praxis. Organisiert wurde der Anlass vom Lehrstellenportal Yousty AG, dem Kaufmännischer Verband Winterthur und der EB Zürich.
Den Auftakt machte Dr. Christoph Meier, Geschäftsführer des swiss competence centre for innovations in learning (SCIL). Er zeigte auf, wie sich die Arbeitswelt durch KI verändert und was das für Bildungsverantwortliche und Bildungsinstitutionen bedeutet. Zudem erklärte er, wo die Chancen und Gefahren liegen. Das Fazit: Nur mit KI wird die Zukunft nicht fehlerfrei. Es braucht immer noch den Menschen, der die Resultate nachprüft und kritisch hinterfragt.
Künstliche Intelligenz: Erfahrungen aus der Praxis
Doch welche Kompetenzen und Regelungen sind wichtig im Umgang mit KI? In der anschliessenden Podiumsdiskussion berichtete Giorga Cecco, KV-Lernende im 3. Lehrjahr bei der AXA Versicherungen AG, wann und wie sie ChatGPT nutzt. Barbara Jasch, Geschäftsführerin des Zürcher Lehrbetriebsverband ICT, erklärte, wie der Umgang im Ausbildungszentrum für Lernende der Berufe Informatik, ICT und Mediamatik gehandhabt wird. Jonas Schudel, Leiter Betriebliche Bildung vom Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) des Kanton Zürich, ergänzte die Diskussion mit der Perspektive des MBA. Abschliessend galt das Wort den Teilnehmenden: In verschiedenen Tischforen tauschten sie sich aus und teilten ihre Erfahrungen.
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«KI ist eine Chance, den Menschen und das Handwerk in den Fokus zu stellen und wegzukommen von der Theorie. Wenn ein Lernender nicht weiss, wie man beispielsweise einen Server programmiert, kann er auch mit der Antwort von ChatGPT nichts anfangen.»
Tanz, Gehirntraining und Workshops
Für Schwung nach der Mittagspause sorgten die Berufslernenden für Bühnentanz EFZ Fachrichtung Musical der Musical Factory Luzern. Geschäftsführer und Ausbildner Guido Zimmermann gab einen Einblick in die Fehlerkultur der Tanzschule: «Fehler passieren bei jeder Aufführung – das ist normal. Wichtig ist, dass das Feedback stets respektvoll und wertschätzend erfolgt.» Dazu werden die Lehrpersonen regelmässig geschult. «Letztendlich geht es beim Tanzen zwar um Präzision, aber nicht um Perfektion: Die Persönlichkeit der Tänzerin oder des Tänzers soll stets erkennbar bleiben.»
Mit dem Referat von Dr. Barbara Studer ging das Programm dynamisch weiter. Die Neurowissenschaftlerin, Unternehmerin und Musikerin nahm Lernmythen unter die Lupe und gab wertvolle Tipps für effektiveres Lernen. Das Motto? Ausprobieren! Mit verschiedenen Haltungsübungen, Methoden und einer musikalischen Love-Story im Gehirn wurde es alles andere als langweilig. Anschliessend hatte das Publikum die Gelegenheit, Fragen zu stellen.
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«Fehler sind richtige Lernbooster, weil sie das Gehirn 'aufwecken'. Es kommen Emotionen ins Spiel. Das macht den Lernprozess viel intensiver, als wenn mir etwas einfach so gelingt.»
Nach all den interessanten Inputs standen sechs Workshops zur Auswahl. Die Palette reichte von «Friday Fuck up mit Lernenden – gelebte Lernkultur bei Endress+Hauser» mit Ralf Martin, Head of Professional Education, bis «Handlungskompetenzen: Ein Modell verändert die Bildungskultur der Gärtner/innen – was wir davon lernen können» mit Heinz Hartmann, Bereichsleiter Berufsbildung/Arbeitssicherheit bei JardinSuisse.
Das sagen die Teilnehmenden
Beim abschliessenden Apéro konnten sich die TeilnehmerInnen austauschen und den Tag Resumé passieren lassen. Was war das Highlight? Welchen Workshop haben sie gewählt und weshalb? Was nehmen sie mit in den Berufsalltag? Wir haben nachgefragt:
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«Das Highlight war für mich der Vortrag von Dr. Barbara Studer. Ihre Tipps zum Lernverhalten nehme ich mit in den Berufsalltag.»
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«Am besten gefiel mir der Austausch, vor allem im Workshop Handlungskompetenz. Es war spannend zu erfahren, wie es in den verschiedenen Branchen unterschiedlich abläuft. Ich nehme mit, dass man vom sturen Plan wegkommen und die Lernenden individuell fördern muss.»
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«Ich konnte viele Inputs für unsere internen Workshops zum Thema Fehlerkultur sammeln. Am Nachmittag habe ich «ChatGPT makes it easy – Mit KI-Fails das Lernen fördern» besucht. Da ich viel Vorwissen auf dem Gebiet mitbringe, interessierte mich die Diskussion zum Thema.»
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«Am wertvollsten war für mich der Erfahrungsaustausch. Ich nehme viele neue Ideen mit, die ich umsetzen kann.»