Die Ausstellung «von wOrt zu wOrt» wandert durch die Schweiz und wird am 14. März 2024 an der EB Zürich eröffnet. Im Interview berichten Nora Kindler-Scaltri, Bereichsleitung EB Basic, und Christine Hintermann, Leiterin der Botschaftsgruppe «Grundkompetenzen», über die Hintergründe der Ausstellung und die Arbeit der ‘Botschafter/innen’.
Nora, wie ist die Idee zur Wanderausstellung «von wOrt zu wOrt» entstanden?
Die erste Wanderausstellung fand in der Kantonsbibliothek Liestal am 8. September 2022 statt. Die Botschaftsgruppe Grundkompetenzen der Volkshochschule beider Basel wollte zum Anlass des UNESCO Welttages der Alphabetisierung die Öffentlichkeit für das Thema Lesen, Schreiben, Rechnen und Computer Anwendungen im Alltag sensibilisieren. Die Idee, dass die Ausstellung ‘wandern’ soll, finde ich besonders schön, und hat uns dazu animiert, sie am Internationalen Tag der Mathematik an der EB Zürich auszustellen.
An wen richtet sie sich? Vermittler oder eher direkt Betroffene?
An alle! Jede und jeder kann im Leben irgendwann betroffen sein und feststellen, dass die Kompetenzen nicht mehr ausreichen, um gewisse alltägliche Situationen zu bewältigen: Sei es am Computer, am Smartphone oder ganz einfach an einem Automaten. Es gilt aber auch eine offene Haltung anderen Betroffenen gegenüber zu entwickeln. Das Thema sollte kein Tabu sein. So sollen an der Ausstellung unbedingt Diskussionen angeregt werden über Vorurteile, Marginalisierung und Möglichkeiten zur Weiterbildung.
Was erwartet Besucher/innen an der Ausstellung?
Die Ausstellung selbst besteht aus vielen Bildern, Rätseln, Informationstafeln und Monitoren an denen man interessante Filme, Präsentationen und Interviews anschauen kann. Aber wir haben auch eine Vernissage und eine Finissage, wo Fachreferate besucht werden können und unsere Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit haben die Botschaftsgruppe Grundkompetenzen des Kantons Zürich kennenzulernen.
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«Das Thema sollte kein Tabu sein.»
Christine, du leitest seit einem Jahr die Botschaftsgruppe «Grundkompetenzen». Welche Aktionen hat sie 2023 unternommen? Welche sind für 2024 geplant?
2023 war intensiv, mit Standaktionen am Züri Fäscht und in der Poststelle Albisriederplatz sowie der Eröffnung der Lernstube Winterthur. Wir besuchten «Von wOrt zu wOrt» in der Stadtbibliothek Chur und haben uns für den Umgang mit Medien weitergebildet.
Ihre Erfahrungen hat die Gruppe auch beim Forschungsprojekt «TRIAGE» der Fachhochschule Nordwestschweiz eingebracht. Dieses entwickelt Instrumente zur Abklärung und Beratung im Bereich der Grundkompetenzförderung Erwachsener. Im Moment ist sie aktiv beteiligt an einem Podcast der Kampagne «Einfach besser!».
In diesem Jahr wird «von wOrt zu wOrt» ein wichtiger und grosser Event für die Botschaftsgruppe sein. An weiteren Aktionen wollen wir ‘was neues ausprobieren, z.B. ein «Info-Café Grundkompetenzen»: Bei Kaffee und Gelato wollen wir mit den Menschen ins Gespräch kommen, informieren und sensibilisieren.
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«Das Thema «Grundkompetenzen» ist in der breiten Bevölkerung noch nicht präsent.»
Welche Highlights hattest du zusammen mit der Gruppe? Welche Rückmeldungen erhältst du?
Das grösste Highlight ist aus meiner Sicht die Gruppe selbst. Wir besprechen unsere Aktionen gemeinsam und ich staune immer wieder, wie viele Ideen vorhanden sind und wie engagiert und zuverlässig die Gruppe Aktionen vorbereitet und durchführt. In guter Erinnerung sind mir die Aktionen am Züri Fäscht und in der Post am Albisriederplatz, interessante Gespräche und das gemeinsame Erlebnis haben Spass gemacht. In der Regel bekommen wir sehr positive Rückmeldungen, sowohl von Institutionen als auch von den Menschen, die wir bei unseren Aktionen ansprechen. Dass sich die Mitglieder der Botschaftsgruppe auf freiwilliger Basis dafür einsetzen, das Thema «Grundkompetenzen» bekannt zu machen, wird sehr geschätzt.
Wo siehst du die grössten Herausforderungen, Betroffene zu erreichen und z.B. zu einem Kursbesuch zu motivieren?
Das Thema «Grundkompetenzen» ist in der breiten Bevölkerung noch nicht präsent. An unseren Standaktionen merken wir, dass die Menschen wenig oder gar keine Informationen dazu haben. Kaum jemand weiss, dass es kostengünstige und sogar kostenlose Angebote für Erwachsene mit Nachholbedarf in den Grundkompetenzen gibt. Das ist sehr schade und da setzen wir an. Oftmals kommt hinzu, dass Betroffene aus Scham nicht wagen, einen Kurs zu besuchen. Da ist es sehr hilfreich, wenn die Botschafterinnen und Botschafter von ihren eigenen erfolgreichen Lernerfahrungen im Erwachsenenalter erzählen – sei es im direkten Gespräch oder durch ihr Engagement in der Öffentlichkeits- und Medienarbeit.