Der ABU hat mir neue Möglichkeiten eröffnet

«Eine Freundin brachte mich auf die Idee, Sozialpädagogik zu studieren. Sie meinte, ich könnte gut mit Menschen umgehen und würde gerne mit ihnen arbeiten. Sie kannte die unterschiedlichen Tätigkeiten, denen ich bisher nachgegangen war und die mich geprägt hatten. Für die geplante Ausbildung musste ich aber den Allgemeinbildenden Unterricht (ABU) nachholen; diesen hatte ich zwar vor Jahren bei meiner Lehre besucht, aber weil er nicht geprüft worden war, zählte er nicht.

An diesen Unterricht denke ich immer wieder gerne zurück und sofort sehe ich Kursleiter Florian vor der Klasse stehen. Damals arbeitete ich auf dem Bau und sass abends mit Tränensäcken im Kurs. Den ABU empfand ich jedoch nie als Belastung wie früher die Schule. Florian wusste, dass 'Büezer' vor ihm sassen, müde und mit den unterschiedlichsten Backgrounds, jedoch alle mit einem gemeinsamen Ziel: den ABU erfolgreich abschliessen.

Allen meinen vorangehenden Tätigkeiten war gemeinsam, dass sie von mir viel Sozialkompetenz und Anpassungsvermögen verlangten. Während meiner zweijährigen Lehre zum Landwirt (EBA) musste ich immer ein Jahr auf einem anderen Bauernhof leben und mich anpassen. Später im Militär war ich ebenfalls mit vielen Menschen zusammen, teils unter schwierigen Umständen. Und als Personaltrainer arbeitete ich mit den verschiedensten Personen: jung und alt, arm und reich, sportlich und Coach-Potato usw. Mit so unterschiedlichen Menschen umzugehen und ihre Lebensgeschichten anzuhören – das interessierte mich und ich wollte mehr daraus machen.

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«Die Zeit im Militär war entscheidend und ich merkte, dass ich gut mit Menschen umgehen kann.»

Für die geplante Ausbildung zum Sozialpädagogen absolvierte ich ein Vorpraktikum in einem Schulinternat und kam so mit dem Sozialwesen in Kontakt. Anstatt des benötigten halben Jahres blieb ich ein ganzes Jahr. Es gefiel mir dort, obwohl mir viel abverlangt wurde. Dabei wurde mir auch klar, dass ich lieber mit Erwachsenen als mit Kindern arbeiten wollte.

Danach fing ich in einem Ausbildungsbetrieb an, der jedoch während der Corona-Zeit schliessen musste. Meine damalige Ausbilderin und ich gründeten kurze Zeit später eine Sozialwerksatt, die ich heute leite. Die Arbeit ist nicht immer einfach: Neben der Betreuung der Mitbewohner/innen ist sie auch geprägt von finanziellen Herausforderungen oder Rechtsfällen. Nicht selten hilft mir dabei mein Wissen aus dem ABU an der EB Zürich.

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«Der ABU ist eine super Sache, der Kursleiter unterstützte uns sehr.»

Für den Abschluss des ABU musste ich eine Vertiefungsarbeit verfassen. Ich schrieb sie über meine eigene Adoption, worüber mich meine Adoptiveltern früh aufgeklärt hatten. Später, nach dem Tod meiner Adoptivmutter, begann ich, nach meiner leiblichen Mutter zu suchen – und fand sie. Es war sehr emotional, als ich sie und meine (neue) Halbschwester zum ersten Mal traf – eine neue Welt tat sich für mich auf. Meiner Halbschwester habe ich dann empfohlen, den ABU unbedingt an der EB Zürich zu machen. Mir hat der Abschluss ganz neue Möglichkeiten eröffnet und nur dank diesem kann ich, nachdem ich unterschiedliche Jobs gehabt habe, in meinem Lieblingsbereich, dem Sozialwesen, arbeiten.»

aufgezeichnet von Jürgen Deininger

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Luca Scheuermeier (29) wurde in Winterthur geboren und im Alter von drei Monaten adoptiert. Er leitet die Sozialstation Zürcher Oberland in Höri bei Bülach und will sich anschliessend zum Institutionsleiter weiterbilden. Er plant, ein Buch über Adoption zu schreiben, doch das ist eine ganz andere Geschichte.

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