Künstliche Intelligenz

«Wie wir den Weg beschreiten, wird die Zukunft prägen»


Roy Franke, Bereichsleiter EB Digital, über die Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz in der Bildung.

Rückblickend war 2023 nicht nur das Jahr, in dem die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in das Bildungswesen hielt, nein, die ganze Thematik löste tiefgreifende Veränderungen aus, die das Wesen der Bildung nachhaltig beeinflussen.

Der Einsatz von KI-Tools in Lernsettings revolutioniert das traditionelle Verständnis von Lehren und Lernen. Plötzlich ist eine Personalisierung des Lernens möglich: Inhalte können auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten werden, was Lernprozesse zugänglicher und effizienter macht. Doch die Präsenz von KI im Unterricht wirft auch methodische, didaktische und ethische Fragen auf, die es zu klären gilt.

Kritischen Umgang mit Informationen fördern
Ein grosses Thema sind Deepfakes: Diese mittels KI erzeugten oder veränderten Medieninhalte machen es immer schwieriger, Informationen auf ihre Echtheit zu überprüfen. Finden sich Deepfakes in Lernsettings wieder, wird die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit von Lehrmaterialien in Frage gestellt. Mit der Problematik sehen sich nicht nur Lehrpersonen bei der Erstellung von Lernmaterialien konfrontiert, sondern auch Kursteilnehmende, die bei Recherchen auf unterschiedliche Quellen zurückgreifen. Bildungseinrichtungen sind deshalb gezwungen, Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI-generierten Inhalten zu entwickeln. Dabei geht es auch um ethische Fragen wie: Wie kann die Daten- und Ergebnisqualität gewährleistet werden? Wie können Lernende für das Thema sensibilisiert werden?

Vor diesem Hintergrund müssen neue Kompetenzen in die Ausbildung von Lehrpersonen einfliessen. Sie sollen mit KI-Tools umgehen und diese methodisch-didaktisch sinnvoll einsetzen können. Zudem gilt es, ein tieferes Verständnis für die ethische Dimension der Thematik zu entwickeln und die eigene Rolle als Lehrperson zu reflektieren. Von reinen Wissensvermittlern muss nun definitiv eine Transformation hin zu Lernbegleitern stattfinden mit dem Ziel, die kritische Auseinandersetzung mit Informationen zu fördern. Die Lernenden sollen befähigt werden, durch die grosse Menge von KI-generierten Inhalten zu navigieren und diese zu beurteilen.

Lehrpersonen mutieren von reinen Wissensvermittlern hin zu Lernbegleitern (generiert mit DAALE 2).

Die EB Zürich unterstützt die KI-Transformation in Schulen

Gleichzeitig sind die Bildungsorganisationen selbst gefordert, sich der Thematik anzunehmen. Wie wird KI generell in der Organisation eingesetzt? Wie werden die Mitarbeitenden und die Lehrpersonen geschult und unterstützt? Welche digitalen und KI-bezogenen Kompetenzen müssen gefördert werden? Was bedeutet die Integration der KI für das eigene Prüfungswesen? Ein Lösungsansatz ist es, in der eigenen Organisation eine KI-geschulte Ansprechperson zu bestimmen. Diese soll nicht nur prompten können, sondern als eine Art Sparringpartner fungieren und den Mitarbeitenden bei ethischen und rechtlichen Fragen beratend zur Seite stehen. Zudem soll sie bei der gesamtheitlichen Implementierung von KI in den schulischen Alltag eine zentrale Rolle einnehmen.

Aktuell findet im Bildungssektor noch vieles im «Selbstlernbereich» und mittels Learning by Doing statt. Während es in der Privatwirtschaft bereits Weiterbildungen zum KI-Botschafter für Unternehmen gibt, fehlt es derzeit noch an einer spezifischen Weiterbildung zum KI-Beauftragten an einer öffentlichen Schule. Dies könnte jedoch dazu beitragen, vorhandenen Unsicherheiten zu begegnen. Die EB Zürich beschäftigt sich schon länger mit den genannten Fragestellungen. Basierend auf ihrer Erfahrung wird sie künftig anderen Bildungsorganisationen Unterstützungen anbieten – sei dies in Form einer Ausbildung, aber vor allem auch in der nahen Begleitung der KI-Transformation.

Deepfakes in Lernsettings stellen die Glaubwürdigkeit von Lehrmitteln in Frage (generiert mit DAALE 2).

Mit KI Mehrwerte für den Unterricht generieren
In Lernsettings kommen an der EB Zürich bisher Tools wie Chat-GPT und Bildgeneratoren wie Ideogram.ai und Midjourney zum Einsatz. Es fragt sich aber, wie KI einen weiteren Mehrwert generieren kann. 2023 reichte EB Digital zu diesem Zweck verschiedene Innovationsprojekte rund um die Künstliche Intelligenz ein. Die drei unten aufgeführten werden durch den Innovationsfonds des Digital Learning Hub (DLH) unterstützt und starten 2024. Die daraus gewonnen Erkenntnisse fliessen direkt in die Bildungswelt ein.

Abschliessend lässt sich sagen: Um die Weichen für die Zukunft so zu stellen, dass KI das Lernen bereichert – ohne dabei die Komponente Mensch zu vernachlässigen –, müssen die bisherigen Entwicklungen in der (Berufs-)Bildung kritisch reflektiert und diskutiert werden. Der Weg ist mit dem Aufkommen von verschiedensten KI-Tools bereits vorgezeichnet, doch wie wir ihn beschreiten, wird die Landschaft der Erwachsenenbildung in den kommenden Jahren massgeblich prägen.

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